Künstler:in
Curt Stoermer
(* 1891 Hagen, † 1976 Lübeck)
Titel
Kriegsgefangene / Mahnmal der Heimkehrer
Datierung
1953, 1961
Technik
Metallgrafik
Beschreibung

Die Metallgrafik Kriegsgefangene von Curt Stoermer entstand ursprünglich 1953 und wurde 1961 anlässlich der Beseitigung letzter äußerer Kriegsschäden am Lübecker Rathaus und der Neugestaltung des Großen und Kleinen Börsensaals ergänzt. Sie befindet sich unter den Rathausarkaden neben dem Eingang zum Ratskeller. In einer sehr reduzierten Formensprache stellt der Künstler steil hintereinander gestaffelt vier Personen dar, die die zahlreichen Menschen repräsentieren, die während des Zweiten Weltkriegs in Gefangenschaft geraten waren. Hinten sind in strenger Vorderansicht bzw. im Dreiviertelprofil zwei ältere Männer mit hochgeschlagenen Mantelkrägen zu sehen. Vorne stehen, im Halbprofil wiedergegeben, eine Frau mit Kopftuch und ein Mädchen, auf dessen Schulter die Frau ihre Hand gelegt hat. Über und um diese Personengruppe legen sich Stränge von stilisiertem, goldfarbenem Stacheldraht, unter den Figuren befindet sich die Inschrift „DIE HEIMAT / WARTET AUF EUCH“. Eine Zeitleiste an der Wand rechts neben der Gruppe zeigt die 16 Jahre an, die im Jahr 1961 seit dem Kriegsende vergangen waren. Das Werk erinnert an die Kriegsgefangenen, die zu diesem Zeitpunkt, also lange nach Ende des Zweiten Weltkrieges, noch in den UdSSR interniert waren, sowie an das ungewisse Schicksal vieler Zivilpersonen, die bei und nach Kriegsende in die UdSSR verschleppt worden waren.

Biografie

Angeregt durch die Gründung des Museum Folkwang in seiner Heimatstadt Hagen und seine Bekanntschaft mit Christian Rohlfs begann Curt Stoermer ein Studium an der Düsseldorfer Kunstakademie, welches er ab 1909 in Paris an der Académie Colarossi und der Académie Julian fortsetzte. Hier lernte er Heinrich Vogeler kennen und begleitetet ihn 1912 nach Worpswede, wo er sich zu einem Vertreter des Worpsweder Expressionismus entwickelte. Seine erste Einzelausstellung erhielt Stoermer im Oktober 1912 im Folkwang-Museum, auch einige seiner Holzschnitte konnte er in dieser Zeit veröffentlichen, u.a. in der berühmten Berliner Zeitschrift „Der Sturm“. Während seines Einsatzes im Ersten Weltkrieg machte er die Bekanntschaft des Expressionisten Karl Schmidt-Rottluff, mit dem er eng befreundet blieb. Ab 1921 lebte Stoermer in Lübeck und wandte sich der Glasmalerei zu. Ein Stipendium der Villa Massimo ermöglichte ihm 1931 eine ausgedehnte Studienreise nach Dalmatien und Italien. 1932 gehörte Stoermer zu den Mitbegründern der Künstlergruppe „Werkgruppe Lübeck“. Sein Atelier wurde beim Bombenangriff 1942 zerstört. Nach dem Ende des Krieges erhielt der Künstler zahlreiche Aufträge für Ausschmückungen an öffentlichen Bauten, die noch heute in der Hansestadt zu finden sind.

Stifter
„Kunst am Bau“ durch das Hochbauamt Lübeck
Kategorie
Kunst am Bau
Standort
Breite Straße 64, Rathausarkaden
Literatur
Curt Stoermer 1891-1976, Kat. Ausst., Lübeck, Overbeck-Gesellschaft, 25. Aug. - 22. Sept. 1991, Lübeck 1991.

Kurt Mai, Bauen in Lübeck. Städtische Hochbauten und Kunst am Bau 1949-1969, Lübeck 1999.